Diesen 18. September ist
Chile 200 Jahre alt geworden! Die Vorbereitungen und Stimmungsmache haben schon vor Längerem angefangen, schliesslich ist der komplette September immer der "Monat der Chilenität". Die Supermärkte, kleinen Läden an der Ecke und die Strassenverkäufer bieten alles an, was man für diese Zeit kaufen kann: Fahnen, Papierdrachen, Hüte, Fleisch, mehr Fahnen, Girlanden, Grills, Kohle, Kekse und Chancaca (eine Zucker-Paste) für Alfajores, Dekorationen usw. Die Musik im Radio, die Sendungen im Fernsehen, die Zeitungen: Es gibt nur 1 Thema: Den 18 de septiembre. Es wurden sogar vom Senat 2 zusätzliche Feiertage bewilligt, da der 18. auf einen Samstag fällt. Es wurde ein Ladenschlussgesetz für diese Tage aufgestellt, dass alle Läden geschlossen sein müssen, ausser kleine Familienbetriebe. Und das, obwohl hier in Chile das ganze Jahr alles offen ist, auch an Sonn- und Feiertagen. Also Ausnahmezustand im ganzen Land!
Und jetzt zu
meiner Woche des 18.: Sie ist ziemlich kurz geworden, mit Telefongesprächen, einkaufen, dem Versuch, Alfajores zu machen und nur dreieinhalb Arbeitstagen. Auf der Arbeit bin ich gut vorangekommen und hatte viel Spass diese Woche, meine Aufgabe war sehr interessant und ich habe mit vielen Leuten gesprochen, was die Arbeit immer versüsst, weil alle so nett sind und es einem so angenehm machen. Ausserdem habe ich die verschiedenen Abteilungen und den Essenssaal dekoriert, mit Girlanden, Papierblumen und Luftballons in Trikolor. Das hebt natürlich die Stimmung und alle haben sich über meine Initiative gefreut und mir sogar 1 kg der feinsten Pralinen geschenkt. Ansonsten darf man ja nichts mitnehmen aus der Fabrik, sondern entweder dort essen oder bezahlen. Dieses Geschenk wurde natürlich ratz-fatz verputzt, hier gibt es ja fleissige Helfer. Ausserdem hab ich auf der Arbeit zwei Geschenkkisten zusammengestellt, für meine Schwiegeroma, die am 18.9. Geburtstag hat und für den Rest der
Familie. Hab die Pralinen ausgesucht, das Geschenkpapier und hab schöne Glückwunschkarten gebastelt und geschrieben. Die Freude war enorm! Das freut mich sehr. Da wir ja dieses Jahr nicht bei der Familie waren, hatten sie so wenigstens ein kleines Geschenk von uns.
Da die Feiern des 18. aber eigentlich nur in der Familie stattfinden, ist es bei uns eher ruhig verlaufen.
Abgesehen davon, dass am Donnerstag bei mir auf der
Betriebsfest war. Und was für eines! Um 15 Uhr ist es los gegangen, mit Live-Folklore-Musik, Grillfleisch, viel Salat und vielen Getränken. Die Stimmung war ausgezeichnet, die Gespräche waren schon längst auf einem gewissen Niveau angekommen und alle hatten Spass. Es gab auch viel Tanz, junge Mädels mit alten Knackern, 50jährige Frauen miteinander, Polonaise, lautstarkes Mitsingen (mehr oder weniger textsicher). Die Atmosphäre war wunderbar locker und alle kommen so gut miteinander klar und haben so viel Vertrauen zueinander, dass so gut wie alles erlaubt ist. Eine richtig ausgelassene Feier auf jeden Fall. Ich bin dann später mit zwei Kolleginnen noch geblieben und mit dem Buchhalter, wir haben uns unterhalten und sind dann noch in ein Restaurant gegangen ("El guata amarilla", sehr bekannt hier in Valdivia), um einen Absacker zu trinken. Es war einfach super, die Leute so näher kennenzulernen, weil man auf der Arbeit ja kaum über persönliche Angelegenheiten spricht und natürlich immer mit einem gewissen Grad an Ernsthafigkeit. Für mich war die Feier auf jeden Fall toll und hat auch eine wichtige Bedeutung für meine Integration in der Firma.
Als ich so um 21 Uhr heimkam, war Marco schon an der Vorbereitung für die anstehende
Partynacht. Ich musste aber erst noch meine Verfassung wiedererlangen, bevor es weitergehen konnte und so habe ich eben 2 h geschlafen. Dann gings los in die Disko, wo wir mal wieder die Nacht durchgetanzt haben.
Der nächste Morgen war dann nicht so erfreulich, meinem Magen ging es nicht so gut und so habe ich den ganzen Tag nichts gegessen und auch in der Nacht nur
Wasser getrunken. Wir haben uns bei Anke getroffen mit anderen
Austauschstudenten (Marco und Edu waren die einzigen Chilenen zwischen Argentiniern, Kolumbianern, Brasilianern, Franzosen und Deutschen), uns unterhalten und dann
draussen gegrillt und
um den Grill getanzt.
War eine nette Party, wir hatten alle Spass. Es ist sehr wertvoll, sich mit anderen "Ausländern" zu unterhalten, sich auszutauschen über verschiedene Kulturen und Erlebnisse in der Fremde. Obwohl wir doch so unterschiedlich sind, hält uns doch etwas zusammen und wir teilen unsere Erfahrungen. Und tanzen gemeinsam, egal, ob wir die Lieder kennen oder mögen. Einfach nur den Augenblick geniessen, ein intensives Erlebnis.