Herbst ist es geworden. Nicht mehr zu übersehen inzwischen. Explosion der Farben in der Natur, noch intensiver als im Sommer. Immer, wenn ein Blatt fällt, wird klar, dass der Baum ein Leben hat: Es gehen so viele biologische Prozesse in ihm vor und es ist ihm anzusehen, dass ihm die Ressourcen fehlen, um alle seine Blätter, die wie seine Kinder erscheinen, bei sich zu behalten. Der Boden ist bedeckt mit dem, was übrig bleibt und seinen Zweck nicht mehr erfüllen kann, wenn die Tage kürzer werden und das wenige Licht nicht mehr ausreicht, um das Zusammenspiel, das wie selbstverständlich scheint, aber trotzdem noch ein Wunder ist, aufrecht zu erhalten.
Die Universität, der botanische Garten, das ist Valdivia. Und nicht das Zentrum mit seinen armseligen Geschäften. Es ist die Natur, die Umgebung, die Geschichte und auch das Klima, was einen Ort und auch seine Menschen ausmacht und von anderen unterscheidet. Hier lerne ich jeden Tag etwas Neues darüber hinzu und verstehe so umso mehr, warum die Menschen so sind, wie sie sind, warum sie so denken, wie sie es tun. Und dass nicht einfach jemand daher kommen kann und die Dinge ändern kann. Weder die Politik, noch die Demonstrationen, die hier die ganze Woche stattgefunden haben. Hier tut sich so einiges. Eine Freundin vom Schwimmen wurde von einer Tränengasbombe getroffen, hat einen gebrochenen Kiefer und eine Narbe mit 5 Stichen im Gesicht. Es ist unglaublich, wie es hier mit der Meinungsfreiheit aussieht. Die Studenten gehen auf die Strasse, friedlich und geordnet, um gegen ein kriminelles Projekt zur Zerstörung Patagoniens zu demonstrieren. Und was ist die Antwort: Wasserwerfer und Tränengas. Auch ich bin unverschuldet dazwischen gekommen und es ist wahrlich nichts Angenehmes. Absolut unnötig, die übertriebene Gewalt der Polizei. Es ist einfach nicht schön anzusehen, wie das Land zerstört werden soll. Ein Land, was so viel zu bieten hat und dessen wertvollstes Eigentum nicht das Kupfer ist, sondern die einmalige Schönheit der Natur, die unersetzlich ist.
Hier noch ein Ausblick über die Stadt, dich mich in den letzten (fast) zwei Jahren geprägt hat, aufgenommen hat und hat leben lassen.