Gestern morgen sind Anke und ich um 6 :20 Uhr in die Micro (Minibus) eingestiegen, die uns zu den Thermen von Liquiñe bringen sollte. Es war natürlich dunkel und kalt, aber wir haben uns gut eingepackt mit Decken, Mützen, Jacken und dicken Socken. Tee und Kekse waren unser Frühstück. Der erste Höhepunkt war unser Zwischenstopp bei einem Ofen an der Autobahn, wo "Tortillas de rescoldo", in Asche gebackenes Brot verkauft wird. Dort haben wir zugeschaut, wie das Feuer vorbereitet wird, uns am Ofen gewärmt und auf unser frisches Brot gewartet, während es hell wurde. Dann ging es weiter, durch den Regen, durch die südchilenische Landschaft, immer in Richtung Anden. Hier ein paar Eindrücke von der Fahrt:
Wie es so üblich ist, muss auch ein irgendetwas schief gehen und so ist unserem Bus nach 5 Stunden die Achse gebrochen. Die Strassen sind auf dem Land in keinem besonders guten Zustand, es sind Kieswege mit tiefen Löchern, ohne Begrenzung oder Markierungen. Die Brücken bestehen aus 2 Holzplanken, eine für jede Seite der Räder. Und nach unten gehts in die Wildnis. Man sieht Wasserfälle, Wildwasserflüsse, viele Schafe, Kühe und vereinzelt auch ein paar Häuser. Da im Moment auch Winter ist und es selbst in Valdivia manchmal 0 Grad hat, haben wir dort in den Anden auch Schnee zu Gesicht bekommen.
Nachdem wir im kaputten Bus 40 Minuten gewartet haben und der Fahrer erfolgreich versucht hat, etwas zu reparieren, hiess es, dass wir abgeholt werden vom 2. Bus und uns dieser wieder zurück nach Valdivia bringt. Darauf hatten Anke und ich natürlich gar keine Lust, wir waren inzwischen durchgefroren (Heizung gibt es in der Micro nicht) und wollten einfach nur ins heisse Wasser. Und weiteren 5 Stunden in der kalten Micro konnten wir auch nichts abgewinnen. Selbstverständlich gibt es dort auf dem Land wo wir uns befanden, weder Handynetz, noch Zivilisation noch öffentlichen Nahverkehr. So haben wir uns entschieden, den Rest zu laufen, es fehlten nur noch 5 Kilometer. Uns war alles egal und wir haben uns auf den Weg gemacht. Ein Stück weit konnten wir trampen und sind so nur noch die letzten 500 meter gelaufen. Da hatte es dann schon angefangen, richtig zu schneien. Wir kamen aber glücklich an, sahen den Wasserdampf, der aus den heissen Thermen herausstieg, haben schnell den Eintritt bezahlt und ausgezogen und uns in dieses herrlich warme Wasser begeben. Fotos gibt es leider nicht, weil alles voll mit Dampf war. Die Entspannung war perfekt, wir haben herumgeplanscht, die Wärme (ein sehr geschätztes Gut) genossen und uns die Hände aufweichen lassen, bis sie ganz voller Falten waren.
Es war recht voll mit Leuten, die sich in den nahegelegenen Cabañas einnisten, das Wochenende dort verbringen, grillen und baden. Es gab auch eine Sauna und Badewannen, wo man ein bisschen einsamer war. Wir haben ein paar kleine Mädels kennengelernt, für die wir DIE Attraktion waren und die uns tausend Fragen gestellt haben. Deutsch wollten sie auch von uns lernen. Auf jeden Fall waren sie lustig und süss, so dass wir mit ihnen gespielt haben und der Tag schnell vorbeigegangen ist. Um 18 Uhr wurden wir wieder abgeholt, mussten uns aber leider auf dem Boden zwischen den Taschen einrichten, da es keine freien Plätze gab. Wir waren aber froh, überhaupt bei den Thermen gewesen zu sein und wieder sicher nach Valdivia zu kommen. Auch wenn es in dem Schneetreiben und mit seltsamen Motorgeräuschen zwischendurch zweifelhaft war. Die Leute sind ganz aufgeregt gewesen, da die meisten noch nie in ihrem Leben Schnee gesehen hatten und sind fast durchgedreht, haben Fotos gemacht, gefilmt und nicht aufgehört, zu rufen "Está nevando, está nevando" ("Es schneit, es schneit"). So ging der Tag zu Ende, wir kamen gut zuhause an und sind todmüde, aber sehr entspannt und richtig sauber ins Bett gefallen. Es fühlt sich gut an, am nächsten Tag richtig fit und erholt aufzustehen und so haben wir die Energie genutzt, die Wohnung in Ordnung zu bringen, ich habe Brennholz geholt und später wieder meinen berühmten und beliebten Zitronenkuchen gemacht. Also ein entspannter Sonntag. Tut gut, endlich mal wieder herausgekommen zu sein aus Valdivia, etwas gesehen und erlebt zu haben und mal wieder eine neue Erfahrung gesammelt zu haben. Morgen ist dann der Abschied von Anke, da sie am Dienstag nach Santiago fährt und am Donnerstag zurück nach Deutschland fliegt. Für sie ist ein Jahr in Chile vorbei. Ich kann mich noch genau daran erinnern, als sie letztes Jahr an meinem Geburtstag ankam und wie wir die erste Zeit hier zusammen verbracht haben. Von da an haben wir öfters etwas zusammen unternommen, uns zum Joggen oder Schwätzen getroffen, Party gemacht oder uns einfach nur so besucht. Nicht zu vergessen unsere sonntäglichen Ausflüge ins Kino, die nun leider Geschichte geworden sind.