Diese 37 Wochen waren eine wunderbare Zeit! Ich hab mich vorher noch nie so gut gefühlt. Pudelwohl in meiner Haut, tag ein, tag aus. Niemals schlechte Laune oder Abgeschlagen sein, keine Unsicherheit oder Zweifel. Wahrscheinlich hat die Nachricht der Zwillinge mich gestärkt. Da hab ich meine Einstellung geändert: Es KANN
so vieles schief gehen, schlecht sein etc, gerade bei einer Zwillingsschwangerschaft, MUSS aber nicht. Ich habe es als ein Geschenk gesehen und habe jeden Moment davon genossen. Gerade weil ich wusste, wie zerbrechlich dieses Glück sein kann.
Außerdem ist man ja in der Hand von Ärzten, man ist auch gewissermaßen von ihnen abhängig, denn sie entscheiden, was gemacht und nicht gemacht wird. Und mir ist irgendwann klar geworden, dass ich selbst nicht viel unternehmen kann, falls etwas schief geht. Ich habe sowieso schon alles so gut gemacht, wie es geht: Mich geschont, mich verwöhnen lassen von meinem Mann, der mich unglaublich gut umsorgt hat während der Schwangerschaft, er hat sogar noch mehr auf mich aufgepasst als ich selber. Er hat immer gesund gekocht, ich habe viele Früchte gegessen, nie etwas Fettes oder Süßes. Selbst Schokolade hat mich nicht angemacht. Ich wollte nur gesund essen. Herrlich! Also keine Heißhungerattacken oder ähnliches.
Jeden Tag bin ich gelaufen, mindestens eine halbe Stunde, um frische Luft zu bekommen (Sauerstoff ist wichtig, besonders in der Schwangerschaft) und um den Kreislauf anzukurbeln. Auf der Arbeit ging es gut mit dem Sitzen, aber auch beim Telefonieren bin ich herumgelaufen (hatte ein drahtloses Headset, danke Chef!). Abends bin ich viel gelegen und habe mich wieder umsorgen lassen vom werdenden Papa. Wir haben uns informiert, uns gefreut und alles vorbereitet. Ich habe jeden Stress vermieden, denn ich wusste, dass das meine Babys sofort spüren und dass es ihnen nicht gut tut. Also habe ich sehr selbstbestimmt gelebt. Als Schwangere ist sowieso vieles einfacher, überall wird Rücksicht genommen und man bekommt Hilfe von allen Ecken. Selbst meine Kollegen haben Sachen für mich die Treppe hochgetragen oder meine Mustergläser vom Regal geholt, damit ich mich nicht strecken muss. Ich tat also nur Dinge, die mir gut tun oder zumindest nichts, was mir schaden hätte können. Herrlich, so ein Leben.
Ich konnte auch alles essen, hatte keinen Ekel vor irgendwas. Mit dem Kaffee hab ich aufgepasst und nur 1-2 Tassen pro Tag getrunken oder mal einen Cappuchino. Rohe Wurst und rohes Fleisch soll man ja nicht essen, also gab es 9 Monate lang kein Sushi, bzw. nur vegetarisch. Mit dem Alkohol war auch kein Problem; man hat eben andere Prioritäten, das Leben ändert sich, in eine andere, gesündere Richtung. Klar wäre es manchmal schön gewesen, noch länger zu bleiben oder so richtig zu feiern, mit den anderen, aber dann denkt man sich: Wir waren schon auf so vielen guten Partys, jetzt ist etwas anderes aktuell.
Man geht viel bewusster mit sich um und macht sich natürlich viele Gedanken um das eigene Leben. Ich habe mich dabei immer im Gleichgewicht gefühlt, es war alles immer "richtig". Gerne wäre ich noch länger schwanger geblieben, ich fand diesen Zustand einfach so schön. Naja, die letzten Wochen war ich nicht mehr wirklich mobil. Schon kurze Strecken zu laufen, hat mich sehr ermüdet, ich musste mich häufig setzen und Pause machen, bevor es wieder weitergehen konnte. Als ich in der 30. Woche dann zuhause bleiben konnte von der Arbeit, war mir das sehr recht und ich habe die Tage auf dem Sofa verbracht, mich über Babys informiert und viel gelesen im Internet. Manchmal auch die Videos von der Zwillingsmutter geschaut. Die letzten zwei Wochen konnte/wollte ich nicht mehr allein vor die Tür gehen, selbst der Gang zum Lidl kam mir vor wie eine Weltreise.
Gerne erinnere ich mich an die Male, wo wir bei Ikea oder Hornbach unterwegs waren (letzte Details fürs Kinderzimmer /die Wohnung besorgen) und Marco mich in einem Rollstuhl oder Wagen herumgeschoben hat. Er hat sich einfach immer rührend um mich gekümmert. Mir das "beste" (naja, eher das teuerste) Schwangerschaftsöl besorgt und jeden Tag meinen Bauch damit eingeschmiert, mit den Babys geredet und immer da und informiert gewesen. Außerdem hat er den Bauch fotografisch dokumentiert:
Ich wäre sogar gerne noch länger schwanger gewesen, so schön fand ich es. Ab der 18. Woche ungefähr habe ich sie gespürt, wie sie sich bewegen, das ist ein tolles Gefühl! Der Bauch hat sich gewölbt, verschoben, es waren Dellen drin und es wurde dagegen gestoßen. Er war so lebendig. Ein bisschen hatte ich Bedanken, dass er sich nach der Geburt "leer" anfühlt und ich war ein bisschen traurig deswegen, aber im Endeffekt war es gar nicht so. Jetzt fühle ich mich einfach nur "normal", das Leben darin fehlt mir nicht. In der Wohnung ist ja genug Leben, wenn die beiden wach sind.
Ein weiteres Thema war das Autofahren, das hat er übernommen, als ich mir dafür zu ungelenk war. Jede Drehung war unangenehm. Es ist schon angenehm, wenn man Verantwortung abgeben kann und sich um viel weniger kümmern muss, sondern sich andere um einen sorgen. Sehr entspannend.
Im Sommer war ich dann auch einige Tage alleine zuhause, immer wenn er gearbeitet hat. Da habe ich dann im Sitzen gekocht, das war auch witzig. Auf dem Balkon gelegen oder auf dem Sofa, einfach viel entspannt. Das hat den Kleinen bestimmt gut getan und deshalb sind sie so gesund und munter geboren.