Erster Uni-Tag Gestern war ein Gammel-Tag. Das Wetter war schlecht, es hat den ganzen Tag geregnet und war verhangen. Wir haben nichts gemacht, sondern waren den ganzen Tag zuhause. Ich hab gelesen und abends Film geschaut. War sehr gemütlich. Vorallem, weil beides sehr schöne Geschichten sind, die einen zum Lachen bringen und den schönen Alltag zeigen. Ausserdem hat Marco Minipizza (Brot mit Tomatensauce, Schinken und Käse) gemacht und wir haben im Bett gegessen und Kaffee getrunken. Trotz allem war ich ein bisschen nervös, aber vorallem gespannt auf meinen ersten Tag an der Uni und hab deswegen nicht gut geschlafen. Bin um 6 Uhr aufgestanden, hab geduscht, mich fertig gemacht und bin zur Uni gelaufen. Es hat ein bisschen geregnet, aber mit Mütze und meinen Super-Stiefeln geht das schon. Und natürlich meine Skijacke. So ist es schön warm von innen. Komm immer in der deutschen Schule vorbei.
Da werden die Kinder von ihren Eltern hingebracht und springen mit ihren Uniformen mit der deutschen Nationalflagge aus den Autos. Da ist so einiges los vor der Schule um die Uhrzeit. Es gibt sogar einen Polizist, der den Verkehr regelt. Sozusagen ein Schülerlotse.
Nur, dass er nicht die Schüler lotst, sondern die gigantischen Autos der Eltern.
Den Leuten, die ihre Kinder auf die deutsche Schule schicken, fehlts nämlich nicht am nötigen Kleingeld.
Angekommen in der Uni, hab ich den Raum gesucht und da gewartet. Es war nämlich noch keiner da. Die Professorin kam auch erst 20 min nach der angesetzten Uhrzeit. Da hatten wir dann eine Doppelstunde Unternehmensberatung. Es ist ein netter Kurs, wir waren ungefähr 15 Leute. Zuerst sollte ich sich jeder vorstellen. Wie man heisst, woher man ist und was man sich von dem Fach verspricht. Ausser mir sind alle aus Valdivia und einer aus Santiago. Sie sind alle nett, in der Pause haben wir ein bisschen reden können. Ich wurde gut aufgenommen und fühle mich akzeptiert als ein Teil der Gruppe. Soweit ich das beurteilen kann, sind die meisten auf meiner Wellenlänge. Also keine komischen Leute, keine Freaks und keine Störenfriede. Die Stimmung war gut, in der Vorlesung kann man gut teilnehmen und immer seine Gedanken einwerfen. Es ist kein Problem, die Professorin zu unterbrechen, was nachzufragen, zu
widersprechen oder eine Verbindung zu einer anderem Thema machen. Das machen natürlich nicht alle, es gibt einige Ruhigere und einige, die zu allem etwas zu sagen haben. Das Fach an sich ist interessant, wir haben schon viel gelernt in den ersten beiden Stunden. (Eine Vorlesungsstunde sind anderthalb Zeitstunden) Für dieses Semester müssen wir verschiedene Sachen erarbeiten und der Gruppe vorstellen in Form von einem Plakat. Da haben wir Zweiergruppen eingeteilt und Themen zugewiesen bekommen. Und das Interessante an dem Fach ist, dass wir praktisch arbeiten werden als Unternehmensberater. Wir machen ein Projekt in Zweiergruppen, wo wir zu verschiedenen Mikro-Unternehmen (mit bis zu 5 angestellten) gehen und unsere Dienste anbieten. Und dann natürlich im entsprechenden Bereich anpacken und Vorbesserungsmassnahmen einleiten. Das wird unsere wichtigste Aufgabe werden und wir werden bestimmt viel dabei lernen. Da hab ich Lust drauf, was zu machen und mich einzubringen. Hoffentlich krieg ichs auch hin. Aber wir sind ja zu zweit, ich arbeite zusammen mit Fernando aus Santiago.
Nach Unternehmensberatung hatten wir noch das Fortgeschrittenen-Finanzenseminar. Da haben wir aber lediglich das Programm besprochen, was der Prof mir schon erzählt hat. In Dreiergruppen müssen wir diese Unternehmensanalyse machen und der Unternehmenswert für die nächsten 10 Jahre ausrechnen. Und ein Thema in einer Vorlesung präsentieren und schriftlich ausarbeiten. Und Fälle bearbeiten. Und einen Zeitungsartikel über ein finanzielles Thema schreiben. Und das wars auch schon. Nächste Woche gehts dann richtig los. Da werden die Gruppen eingeteilt und die Themen zugewiesen.
Um 13 Uhr haben wir eine Stunde und 10 min Mittagspause. Ich bin nach Hause gegangen und hab zusammen mit Marco gegessen. Danach wieder zurück in die Uni. Die Vorlesung "Internationale Geschäfte" hat aber nicht stattgefunden. Mit der anderen Deutschen von CALA, Susi, hab ich zusammen gewartet. Es kam aber keiner. Wir sind dann mal nachfragen gegangen, aber in der ersten Woche kann man nicht so sicher sein, ob die Vorlesungen stattfinden. Für dieses Fach gibt es zum Beispiel noch gar keinen Prof. In der ersten Woche sind noch gar nicht alle Stundenten da. Die verlängern "in Eigenregie" (wie unser Französisch-Lehrer Herr Glock immer so schön gesagt hat) ihre Ferien. Und manche Profs wohl auch....
Die restliche Zeit haben wir zwei damit verbracht, über den Campus zu laufen und ein Gebäude zu suchen. Susi ist dann gegangen, aber ich hatte noch eine Vorlesung. Bzw. hatte NICHT. Die Professorin kam nur rein und hat gesagt, um was es in dem Fach geht, was wir machen und dass es nur ein einstündiges Fach ist. Das hat ungefähr 10 Minuten gedauert. Danach konnten wir nach Hause gehen. Ich rede übrigens von Empleabilidad (Anstellbarkeit). Da geht es um diese 3 Themen: Sprache, Emotion und Körperlichkeit (lenguaje, emoción, corporalidad). Es ist sozusagen ein Fach, wo es um Soft Skills geht. Es wird keine Prüfung oder ähnliches geben, sondern es geht um den persönlichen Fortschritt von jedem. Deswegen werde wir auch eine Karate-Session machen. Dabei geht es weniger um die Kampftechnik, sondern eher darum, ein neues Selbstverständnis zu bekommen und sich anderes zu fühlen. Zu wissen, dass man sich verteidigen kann, dass man keine Angst haben braucht und dass man stark ist. (Das ist meine Interpretation) Ausserdem werden wir im Fach Empleabilidad über unsere Ziele und unseren "Lebensplan" sprechen. Und wir werden verschiedene Coaching-Sessionen mit einem professionellen Business-Coach machen. Das wird bestimmt super. Da werden wir uns einmal samstags treffen. In Münster hab ich auch schonmal sowas gemacht und das war auch sehr erfolgreich und bringt einen persönlich viel weiter.
Nach der Uni bin ich nach Hause gelaufen und hab ein bisschen auf dem Bett entspannt. Marco ist Gemüse kaufen gegangen, während ich was gelesen hab. Dabei bin ich eingeschlafen. Als ich nach zwei Stunden aufgewacht bin, haben wir zu Abend gegessen. Jetzt sind wir im Bett, Marco schaut fern und ich bin hier am PC.
Morgen will ich wieder Fisch essen. Die Dienstagsvorlesung des Finanzenseminars findet nicht statt und für Internationale Geschäfte gibts noch keinen Prof, das heisst, ich hab morgen FREI!