Samstag, 10. April 2010

Höhen und Tiefen im Land der Extreme
Warum eigentlich dieser Titel?
Nun ja, Chile ist nunmal ein Land der Extreme:
  1. in Bezug auf die Geografie: Chile ist bekannterweise das längste und gleichzeitig schmalste Land der Welt. Hier findet man Wüsten, Vulkane, Meer, Seen, Gletscher, Inseln, alles in einem Land. Die trockenste Wüste der Welt, der höchste Berg Südamerikas und die südlichste Stadt der Erde, alles befindet sich hier.
  2. die dazugehörigen Temperaturen und Klimata sind natürlich ebenso unterschiedlich
  3. extrem ist Chile auch in Bezug auf die Erdbeben, wie ich dieses Mal am eigenen Leib erfahren durfte
  4. ausserdem muss man auch die sozialen Unterschiede und die ungleiche Einkommensverteilung nennen, die sich im täglichen Leben stark bemerkbar machen und eine der wichtigsten politischen Herausforderungen darstellen (allerdings steht Chile im Vergleich zu seinen lateinamerikanischen Nachbarn in diesem Bereich ganz gut da)
Die Lebensumstände sind so unterschiedlich zwischen den Gesellschaftsschichten, wie man es sich gar nicht vorstellen kann und trotzdem lebt jeder auf seine Weise weiter und ist Teil der selben Nation. Selbst in meinem sozialen Umfeld gibt es gravierende Unterschiede in Bezug auf Lebensweise und Einstellungen.
Vielleicht kommen mir diese Unterschiede nur so "extrem" vor, weil ich die Gesellschaft von aussen betrachte mit meiner deutschen Einstellung und mich hier als Besucher fühle. Aber im täglichen Leben hat man mit so unterschiedlichen Personen zu tun und vom Verhalten dieser Personen kann es manchmal abhängen, ob man einen guten, einen schönen Tag gehabt hat oder ob man sich nur mit Problemen beschäftigen musste. Es gibt nämlich Menschen, die einem nur das Leben schwer machen. Das sind dann die "Tiefen", von denen ich spreche. Egoisten, Faulenzer, denen ihr Gegenüber und das ganze Land total egal sind und die nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind und das auch raushängen lassen. So macht das Leben keinen Spass, wenn einem nur negativer Wind entgegenschlägt.
Dann gibt es aber auch wieder das komplette Gegenteil davon: Es gibt so viele Leute, die unglaublich herzlich sind und alles dafür tun, damit es ihrem Gegenüber und ihrem gesamten Umfeld gut geht. Die Hilfsbereitschaft und Grossherzigkeit kennt manchmal keine Grenzen. Das sind dann die Momente, wo man positiv überrascht ist und wo ich eine tiefe Dankbarkeit verspüre, hier in Chile zu sein und so etwas erleben zu dürfen.
Aber wie gesagt, es gibt eben das eine und das andere Extrem.
Manchmal klappt alles noch viel besser und viel einfacher als gedacht, (besser und einfacher als in Deutschland) aber manchmal wird einem auch das Leben so viel schwerer gemacht, dass man fast daran verzweifelt.
Ich glaube, dass ich all dieses als so extrem empfinde, weil ich so von der deutschen Kultur geprägt bin und alles damit vergleiche, sozusagen mit einer "deutschen Brille" durch das Leben gehe. Allerdings weiss ich nicht, ob alle Deutschen, die in einem beliebigen Ausland leben, ähnliche Erfahrungen machen oder ob es nur eine Sichtweise von mir allein ist, die mit meiner Entwicklung und meinen Erfahrungen zu tun hat.

1 Kommentar:

Maps hat gesagt…

Na, da hast du wohl eine tiefgreifende Erfahrung gemacht. Bins gespannt, was du mit dazu erzählst beim nächsten Skype.