Sonntag, 28. Februar 2010

Diebstahl und Erdbeben

Uff, endlich kann ich hier schreiben, hier ist so einiges passiert:
Wir waren letzte Woche auf dem Rückweg von Viña und sind nach Rancagua gefahren. Als wir in Santiago den Bus gewechselt haben, hat dieser an einer Ampel 5 Minuten gehalten und unser Pilotkoffer wurde unten aus dem Bus rausgeklaut. Da war der Laptop, die externe Festplatte mit alles Daten und alle unsere Ladegeräte drin. Der Dieb ist einfach damit weggerannt, aber der Busfahrer hat angeblich nichts davon mitbekommen. Und uns hat er auch erst nach weiteren 3 Minuten bescheid gesagt. Wir haben sofort die Polizei angehalten. Die hat augenblicklich Verstärkung angefordert und es kamen sofort 5 Motorräder und 3 weitere Streifenwagen und sind das Gebiet abgefahren. Leider wars schon zu spät. Wir haben den Busfahrer im Verdacht. Naja, wir haben gleich Anzeige erstattet bei der Polizei und sind zum Busunternehmen gegangen, um zu reklamieren. Da wurde uns aber gesagt, dass wir keine Chance haben, igendwas erstattet zu bekommen. Irgendwelche Ausreden werden immer erfunden, um sich aus der Verantwortung zu stehlen. Das selbe ist uns auch passiert, als wir bei der Verbraucherzentrale von hier uns beschwert haben und gefragt haben, was wir machen sollen. Ausserdem waren wir bei einer "Verteidiger-Schule", um das ganze von der rechtlichen Seite uns erklären zu lassen, aber da wurden wir auch weg geschickt. Beim Transportministerium haben wir den Fall auch eingereicht und der wird nach Santiago weitergeleitet. Uns persönlich bringt das aber gar nichts. Wir sind ziemlich am Ende wegen dem Verlust, da stecke ja so gut wie unser ganzes Leben drin. Die ganzen Fotos, die Erinnerungen, unwiderbringlich verschwunden. Und weil keiner, ausser einem Taxifahrer, der durch sein Hupen den Busfahrer auf den Diebstahl aufmerksam gemacht hat und dann direkt weggefahren ist, was gesehen hat, gibt es keine Zeugen. Einfach weg! Und was das auch an materiellem Wert ist. Der PC war neu, hatte ich ja erst im Juli gekauft. Die Festplatte kostet 100 Euro. Und die Ladegeräte, die wir jetzt nachkaufen müssen, kosten auch so um die 25 Euro. Und unsere Luftmatratze war auch da drin, deswegen müssen wir jetzt zu zweit in einem 90cm-Bett schlafen. Naja, so langsam haben wir uns auch dran gewöhnt.

Naja und dann kam das Erdbeben. Sowas krasses hab ich noch nicht erlebt. Hatte ein bisschen Angst, als ich davon geweckt wurde, aber viel schlimmer war der Schock. Ich konnte es gar nicht fassen, was um mich passiert. Ein ohrenbetäubender Lärm und alles bewegte sich. Ich konnte mich nicht auf den Beinen halten, wurde hin und her geschüttelt. Hab mich an Marco festgekrallt, aber wäre fast umgefallen. Meine Beine haben gezittert wie noch nie, ich konnte nicht mehr. So standen wir unter dem Türrahmen und haben gewartet, bis es vorbei geht. Es war schrecklich, wir wussten nicht, wohin wir fliehen konnten, wo wir in Sicherheit sein konnten. Alles war ein einziges, sich bewegendes Chaos. Naja, es hat nur 2 Minuten gedauert und dann war es still. Der Strom war natürlich ausgefallen und es war stockdunkel. Erstmal haben wir uns dran gemacht, Wasser zu horten in der Badewanne und in grossen Töpfen und auch das Gas abzustellen. Dann haben wir Kerzen gesucht und konnten so ein bisschen was sehen. Das Bild, was sich uns bot, war schrecklich: Die Fernseher waren auf den Boden gefallen, alle Blumenvasen umgekippt und zerbrochen, die Möbel um einen halben Meter verschoben. Ein Gläserschrank war durchgebrochen und die Gläser und das Geschirr lagen verstreut im Raum herum. Im Baden flogen die diversen Shampooflaschen, Bürsten, Zahnpasten und Parfums auf dem Boden rum. Man konnte nirgendwo laufen, weil alles bedeckt von Scherben war. Das Aquarium lag kaputt auf dem Boden und die Fische keuchend auf dem Teppich. Javiera hat sie gerettet. Aber ohne Pumpe sind sie schnell schwach geworden und jetzt sind sie im Fische-Himmel.
Dann sind wir erstmal nach draussen vor die Tür gegangen. Da haben wir gesehen, dass die Mauer von gegenüber umgekippt ist. Die Leute von gegenüber sind mit Matratzen und Decken aus ihrem Haus gegangen und haben sich auf der Plaza niedergelassen. Der Bürgermeister kam und hat sich das Haus angeschaut und es als unbewohnbar deklariert. Nach und nach kamen Polizei und Feuerwehr vorbei. Uns hats wohl recht gut erwischt, aber ein paar Strassen weiter gibt es einige Häuser, die in einem viel schlechteren Zustand sind und bestimmt total eingebrochen sind. Es kamen die Verwandten vorbei, die auch hier wohnen, um nach dem Rechten zu sehen, aber es geht allen gut. Marcos Onkel arbeitet normalweise in der Kupfermine, aber an dem Tag hatte er gottseidank frei. Und Marcos Stiefvater arbeitet in Concepción, der Stadt, wo das Epizentrum ist. Aber er hat diese Woche auch frei. Was sind wir erleichtert. Weiterhin sind wir vor der Haustür und sehen die Autos, die vorbeirasen, um schnell zu ihrer Familie zu kommen. Einige spritzen uns nass, denn der Kanal, der von den Bergen kommt, ist aus den Fugen geraten und ein Teil der Strasse steht unter Wasser. Das fliesst aber schnell ab und nach einer Stunde kommt auch nichts mehr nach. Uns gehts allen gut und wir sind alle zusammen. Das Telefon funktioniert auch und die Familie ruft die wichtigsten Verwandten an. Als ich nach Deutschland telefonieren will, geht aber gar nichts mehr. Handys haben keinen Empfang und selbst das Satelliten-Internet funktioniert nicht. Wir hören Radio mit meinem Handy und kriegen so mit, dass das Epizentrum gar nicht direkt hier ist, wie wir gedacht haben, sondern 500 km entfernt. So stark, wie wir es gespürt haben, dachten wir, es wäre hier. Mit 8,5 ist es das zweitschlimmste Erdbeben in der Geschichte von Chile. Da erst fangen wir an, uns Sorgen zu machen um die Leute, die dort sind und so langsam hören wir von den Todesopfern. Angefangen hat es mit 6. Die Präsidentin war 20 Minuten nach dem Beben im Radio zu hören und hat die Bevölkerung zur Ruhe gerufen und das Gebiet und die Hälfte von Chile als Katastrophengebiet deklariert. Nach und nach bekommen wir mit, dass auch Santiago betroffen ist, dass dort Brücken eingestürzt sind und Autos darunter begraben wurden. Bis es hell wird, hören wir weiter Radio, aber dann werde ich so müde, dass ich ins Bett gehe. Grade, als ich am einschlafen war, kam ein Nachbeben und ich war blitzartig auf den Beinen und unter dem Türrahmen. So schlimm wars dann doch nicht und ich konnte ein paar Stunden schlafen. Geweckt wurde ich so um 12 von einem weiteren Nachbeben. Die anderen waren schon wach und dabei, die umgefallene Mauer im Garten wegzuräumen und die Scherben im Haus zusammenzukehren. Javiera hat Brot (ohne Hefe) im Ofen gemacht, weil natürlich alle Läden zu hatten. Und gut, dass die Öfen hier in Chile mit Gas funktionieren. Die Wasserversorgung war auch wieder in Takt und ich konnte duschen. Zum Mittagessen haben wir die Rest vom Vortag gegessen und haben den Rest des Nachmittags mit Aufräumen und Radio hören verbracht. Nachmittags hat der Supermarkt aufgemacht, er war total überfüllt und auf dem Boden befand sich eine Sauce aus Spülmittel, Waschmittel und Flüssigseife. Brot gab es keines (die industriellen Öfen sind elektrisch) und das Mehl und die Hefe waren ausverkauft. Wir konnte grade noch die letzten 3 Kilo "Mehl mit Trockenhefe-Mischung" ergreifen. Ansonsten haben die Leute Getränke und Kerzen gekauft. Batterien für Radio odr Taschenlampen waren schon längst ausverkauft, als wir eine halbe Stunde nach der öffnung kamen. Als wir durch die Stadt gelaufen sind, haben wir gesehen, dass es andere viel schlimmer getroffen hat als uns. Wir haben zwar kein komplett eingestürztes Gebäude gesehen, aber einige Häuser waren in einem sehr schlechtem Zustand.
Abends sassen wir im Kerzenlicht zusammen, Tomas hat Gitarre gespielt und gesungen und wir haben geredet. Was anderes bleibt einem auch nicht übrig, als zusammen zu halten und gemeinsam auszuhalten.
Heute gab es wieder Zeitung zu kaufen und da hab ich erst gesehen, dass es eine wahre Katastrophe ist und dass wirklich die Hälfte von Chile betroffen ist. Zwar nicht überall mit Todesopfern, aber mir ordentlichen Schäden. In Valdivia ist ein Teil der Hafenpromenade eingestürzt, aber sonst wurde niemand verletzt. Dort sind auch die Supermärkte geöffnet und es gibt Strom (habe ich jetzt über Internet erfahren).
Die Uni fängt erst eine Woche später an, also erst am 15. Wie und ob wir in den Süden kommen, wissen wir noch nicht. Im Moment fahren wohl keine Busse, aber wahrscheinlich normalisiert sich das im Laufe der woche.
Das schwierigste ist, dass man nichts mitkriegt, dass es keine Telekommunikation gibt. Handy und Telefon funktionieren, wenn überhaupt, nur sporadisch. Obwohl der Strom seit 2 oder 3 Stunden wieder da ist, kommt das Fernsehsignal nicht an. Wir wissen also überhaupt nicht, was los ist und wie es aussieht.
Abgesehen davon geht es uns gut, ich bin entspannt und nutze die Zeit zum Lesen oder Tagebuch schreiben. Und heute haben wir "unser" Zimmer aufgeräumt, alles in die Koffer geräumt und geputzt. Das war vielleicht ein Drama in der Erdbeben-Nacht: Klamotten und Schuhe zu finden. Und mit der Nervosität des Schocks hab ich bestimmt 2 Minuten gebraucht.
Naja, das zur Information. Und: Nicht alles, was die Medien verbreiten, stimmt auch so.

PS: Fotos gibts fürs erste nicht mehr, weil Kabel und Ladegerät geklaut sind.

Donnerstag, 18. Februar 2010

Wir wohnen zur Zeit (seit knapp 2 Wochen) bei Marcos Grosskusine Ketty (naja, eigentlich heisst sie Enriqueta, aber aus verständlichen Gründen benutzt sie lieber ihren Spitznamen). Ketty wohnt auf de Hügel Miraflores, einem der vielen Hügel von Viña, von wo aus man einen tollen Ausblick aufs Meer und den Hafen hat. Das Leben hier ist toll, es ist immer was los und man kann sogar an einem Dienstag (!!!) Party machen und bis 5 Uhr durchfeiern. So geschehen gestern. Ketty hat einen Kiosk im Zentrum von Viña, den sie zusammen mit ihrem Bruder Lucho betreibt. Sie arbeitet tagsüber und er nachts, so ab 12. Der Kiosk ist direkt in einer der Partyzonen von Viña und da ist nachts immer am meisten los. Gestern haben wir sie also abgeholt, Lucho hat sie schon ein bisschen früher abgelöst und so sind wir auf die Partymeile gegangen. Erst waren wir im Balmaceda, ich hab ein paar Mädels aus Antofagasta (zweitnördlichste Stadt von Chile) auf dem Klo kennengelernt und da haben wir unsere Konversation so weit ausgedehnt, dass Marco sich schon Sorgen gemacht hat. Später sind wir nach Valparaiso gegangen, haben Pisco Sour (die Damen) und Mojito (der Herr) getrunken und auf 80er-Musik getanzt.  Leider waren auch ein  paar Lieder dabei, die von vor meiner Zeit sind. Da konnte ich dann nicht mitsingen, aber die anderen beiden hatten ihren Spass, weil es alles Lieder aus ihrer Jugend waren. Generationsunterschied nennt man das wohl. Naja, nur ein kleines Detail eines rundum gelungenden Abends bzw. Partynacht. Zitronen-Rum kann ich empfehlen. Das ist ein neues Getränk, was im Supermarkt im Angebot war. Rum mit Zitronengeschmack. Gemixt mit Sprite oder Ginger Ale schmeckt das gar nicht schlecht. Mal ne Alternative zum Pisco. 

 

Wir haben übrigens auch ein Leben tagsüber: Die meisten Tage waren wir am Strand, sind braun geworden, haben Ball gespielt und waren im Meer. Das ist ziemlich erfrischend: 15-17 º Durchschnittstemperatur. Am Anfang traut man sich gar nicht, aber dann kommt eine Welle, die einen mitreisst und schon ist man drin. Hach, ich liebe das Meer. Und die Wellen in Concon sind am besten. Da haben wir bodyboarden ohne Board gemacht. Also so lange wie möglich versuchen, auf der Welle mitzureiten. Herrlich. Aber am Ende, wie man es auch anstellt, hat man Sand an allen möglichen und unmöglichen Körperstellen. Oft waren wir nach dem Strand noch was trinken in einer der diversen Bars. After-Beach nenne ich das. Was für ein Leben! Echt schade, dass die Ferien "nur" 3 Monate dauern, ich hab mich schon so dran gewöhnt, so könnte es auch den Rest des Jahres weitergehen.

hier nochmal der Link zu den Fotos

Am Sonntag kam Ketty aus ihrem Urlaub im Süden von Chile (3 h südlich von Pto Montt) zurück und wir haben zusammen gegrillt und die Videos, die sie dort gedreht hat, angeschaut. Sie haben ein Ferienhaus da auf dem Land, wo sonst keiner wohnt, ein Bus am Tag fährt und man zum Lebensmittel einkaufen nach Pto Montt muss. Achso, und hab ich erwähnt, dass der einzige Bus um 5 Uhr morgens fährt? Ein ganz anderes, ursprüngliches Leben, weit weg vom Lärm der Städte, in einer einsamen Idylle. Bei gutem Wetter kann man die Natur geniessen oder an den Strand gehen, der direkt vor der Haustür liegt. Wenns aber regnet, hat man nichts zu tun, ausser Videos schauen oder Karten spielen. Und da der Sommer dieses Jahr im Süden von Chile (inkl. Valdivia) nicht stattgefunden hat, bleibt nichts anderes übrig. Trotz allem waren die Ferien für Ketty sehr entspannend. Nach den Urlaubsvideos haben wir es uns im Sofa gemütlich gemacht und zwei Filme angeschaut: Zombieland und Hang Over. Beides unterhaltsame Komödien und zu empfehlen für einen ruhigen Sonntag

Ausserdem habe ich zwei Shopping-Tage eingelegt. Hach, Shoppen macht glücklich. Und wenns nur mit den Augen ist. Ich hab Marco zuhause gelassen und habe die Mall und die anderen Klamottengeschäfte erobert. Hach, was gibt es hier für tolle Läden: Zara - ein Luxus, ich glaub, es gibt nur 2 Filialen in ganz Chile: Santiago und Viña. Hach, da hab ich bestimmt 2 Stunden verbracht. Das ist für mich das Paradies. Vielleicht hab ich es schon mal erwähnt, aber in Valdivia ist Shoppen unmöglich. Es gibt einfach keine Klamottenläden. Hier hab ich es also richtig ausgenutzt. Hab jedes, aber auch jedes Kleidungsstück anprobiert, was mir gefallen hat, ohne auf den Preis zu schauen, einfach nur weil ich Spass dran hab. Und heute hab ich mir eine tolle Jeans gekauft, die perfekt sitzt und unglaublich bequem ist. Jeans zu finden, ist nicht so leicht für mich und wenn dann mal was gut sitzt, muss ich zuschlagen. Ausserdem hab ich mir seit letztem Juni keine Hose mehr gekauft und in der Zeit hier in Südamerika nur 1 Top und einen Pulli. Hatte also absolute Shopping-Abstinenz. Die wurde jetzt aber befriedigt. Und da hier bei Ketty zuhause jede Menge Frauenzeitschriften rum, schmöker ich immer darin und bin so auf dem Laufenden, wa grade modisch angesagt ist. Und dadurch bekommt man natürlich noch mehr Lust auf Shoppen, man wird gradezu dazu angeregt, direkt loszulaufen und einzukaufen. Zeitschriften lesen ist auch sowas, was man nur in den Ferien macht. Ich hab bestimmt seit einem Jahr nicht mehr in eine Zeitschrift reingeschaut und bin ganz fasziniert, worüber da alles geschrieben wird. Und es gibt eine Zeitschrift hier, die mir gut gefällt, sie heisst Paula und ist als Beilage bei der Tageszeitung "La Tercera" dabei, das ist ein ganz anderes Kaliber als die typische Glamour usw... - besser. Interessante und inspirierende Reportagen sind da dabei. 

Freitag, 12. Februar 2010

Gestern: Strandtag. 

 

Heute: Katertag.   

Donnerstag, 11. Februar 2010

Valdivia: Bewertung

Oft werde ich gefragt: "Wie ist Valdivia?" Nachdem ich knapp 5 Monate dort gelebt habe, möchte ich kurz Schlüsse ziehen über die Lebensqualität und das Freizeitangebot. Selbstverständlich sind dies alles persönliche Eindrücke und Meinungen, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Ich weiss auch, dass viele Leute eine ganz andere Meinung haben als ich. Hier also meine Bewertung: 
Positives über die Lebensqualität:
+ der öffentliche Nahverkehr ist sehr preiswert, die Taxis sind die billigsten in ganz Chile. Allerdings fährt die Micro in Valdivia nur bis ca. 20 Uhr (nicht wie in anderen Städten die ganze Nacht durch), was bedeutet, dass man danach auf Colectivos angewiesen ist. Wenn ich zum Schwimmen fahre, zahle ich auf dem Hinweg 170 $ (40 ct) mit Studententarif in der Micro und auf dem Rückweg 800 $ (1,10 Euro), weil ich da zwei verschiedene Colectivos, die jeweils $ 400 kosten, nehmen muss. Wenn man mit dem Taxi unterwegs ist, zahlt man normalerweise höchstens 3.000 $ (ca. 4 Euro).
+ die Uni schafft ein jugendliches und lebhaftes Flair in der Stadt und ist ausserdem der wichtigste Arbeitgeber in der Region
+ die Abdeckung durch Supermärkte ist gut, das heisst, man hat es nie besonders weit zum Einkaufen. Es sind auch fast alle chilenischen Supermärkte vertreten, aber ein Jumbo fehlt. Jumbo ist der grösste Supermarkt mit der besten Auswahl, manche Produkte bekommt man eben nur dort. Wenn man also was spezielles braucht, müsste man 2 Stunden mit dem Bus nach Osorno fahren.
+ es gibt ein relativ breit gefächertes Sportangebot. Es gibt verschiedene Fitnessstudios, man kann Rudern, Tanzen, Klettern, Yoga machen und Kampfsport ausüben. Alle anderen Sportarten (Mannschafts-und Ballsportarten) gibt es allerdings nur für Studenten. Soweit ich weiss, gibt es keinen Vereinssport oder eine andere Möglichkeit für Erwachsene, Sport zu machen. Fahrrad fahren oder Joggen kann man allerdings vergessen, ausser man gehört zu den ganz Harten, denen der Regen beim Sport nichts ausmacht.
+ / - das gastronomische Angebot: es gibt für jeden Geldbeutel etwas, man wird immer satt, allerdings darf man nichts Exquisites oder etwas Neues oder Innovatives erwarten. Und irgendwann hat man natürlich alle Lokale durch.
+ der Fischmarkt "Mercado fluvial": Man bekommt preiswerten Fisch in ausgezeichneter Qualität und Frische, ausserdem eine breite Auswahl an Meeresfrüchten. Wenn man nicht selbst kochen möchte, kann man sehr preiswert in den kleinen Lokalen direkt gegenüber die frisch zubereiteten Gerichte verzehren.
+ für Asados gibt es keine Grenzen. Grillen oder Kochen zu Hause kann man immer und das wird auch gemacht. Das Leben zu Hause wird ausgelebt, man trifft sich öfters, um einfach nur gemeinsam zu abend zu essen oder ein Bierchen zu trinken.
Nachteiliges über die Lebensqualität:
- das Wetter. Es regnet. Und regnet. Und regnet. Wenn man Glück hat, dauert der Sommer 2 Monate, aber dieses Jahr ist es quasi ausgefallen, es gab ein paar sonnige Tage, aber insgesamt waren die Temperaturen eher wünschenswert. Die restlichen 10-11 Monate übersteigen die Temperaturen kaum die 20 °. In den 5 Monaten konnte ich an 3 Tagen ohne Winterjacke vor die Tür gehen. Es regnet zwar keine 24 Stunden durch, man kann durchaus mal ein paar sonnige Stunden haben am Tag. Dann regnet es aber wieder eine ganze Woche ununterbrochen. Wer den Regen mag, wird Valdivia lieben! Am Anfang ist es nicht so schlimm, aber wenn es sich monatelang überhaupt nicht bessert, schlägt das auf die Stimmung.
- die Leute sind nicht ganz so nett wie in anderen Teilen von Chile. Das liegt am Klima. Man merkt den Unterschied in der Lebenseinstellung. Das soll aber nicht heissen, dass die Leute unfreundlich sind oder keinen Spass am Leben haben, ganz im Gegenteil, es wird ordentlich gefeiert und es gibt seeeehr viele liebenswerte Personen. Gerade, wenn man jemanden etwas näher kennenlernt, sind die Leute sehr liebenswürdig, überaus freundlich, gastfreundlich, offen und gut drauf. Ich beziehe mich nur auf die formale Behandlung im Supermarkt, den Läden, im Restaurant oder Taxi/Bus/Colectivo. Da kann einen durchaus mal eine griesgrämige Person treffen oder es kann passieren, dass man schlecht bedient wird. In anderen Regionen von Chile ist mir sowas noch nicht passiert.
- man kann nicht shoppen gehen oder einen Schaufensterbummel machen, zumindest nicht, wenn man deutsche Einkaufsstrassen gewohnt ist. In Valdivia gibt es keine schönen oder modischen Läden. Klamotten kann man eigentlich nur in der Mall kaufen.
- Man bekommt in Valdivia eigentlich alle Dinge des täglichen Bedarfes. Wenn man allerdings etwas Spezielles braucht, wie zum Beispiel ein Ersatzteil für Computer, Kamera oder Auto braucht oder einfach nur Kopfhörer für den Ipod, muss man eigentlich direkt nach Santiago gehen. Und wenn irgendeines dieser Geräte kaputt geht und es ein Garantiefall ist, wird es auch nach Santiago geschickt und man muss 2 Monate darauf verzichten. Leihgeräte gibt es natürlich keine. Wenn man also auf seinen Computer angewiesen ist, muss man die Reparatur privat bezahlen.

Wenn man über Freizeitgestaltung reden will, finde ich, dass Valdivia ziemlich beschränkt ist. Abgesehen von den Dingen, die ich schon genannt habe, kann man folgende Sachen kann man unternehmen:
+ Botanischer Garten: Ist einen und auch noch weitere Besuche wert. Ideal zum Entspannen.
+ Parque Oncol: Naturpark zum Wandern und Canopy machen
+ Niebla: Fuerte, Strand und Feria municipal
+ Los Molinos und Corral: Küstenorte, die einen Besuch wert sind
+ Besuche in weiteren Orten in der Umgebung
+ Schiffsrundfahrt von Valdivia aus
+ 2 interessante Museen in der Isla Teja: Museo de Arte Contemporanea mit unterschiedlichen Ausstellungen und Museo Historico, direkt nebendran
+ im Sommer gibt es verschiedene kulturelle Veranstaltungen: Bierfest, Semana Valdiviana. Ausserdem gibt es jedes Jahr ein Festival de Cine und ein Festival de Musica.

irgendwann hat man allerdings alles das schon durchgemacht. Und sonst kann man nicht viel machen:
- das einzige Schwimmbad hat ziemlich dreckiges Wasser und für die Öffentlichkeit sind nur 2 Bahnen frei. Ok, es gibt aber eine Sauna und ein Dampfbad. Beides kostet 5 Euro. Das Freibad macht am 15. Dezember auf und ist von 15- 19 Uhr geöffnet.
- es gibt ein Kino, wo etwa 5 Filme gezeigt werden. Die bekannten Filme kommen aber erst mit 2 Monaten Verspätung nach Valdivia. Wenn überhaupt. Es gibt ein alternatives Kino in der Uni, wo nationale und Budget-Produktionen gezeigt werden.

Wenn man sich mit diesen Gegebenheiten abfindet, lernt man es, seinen Alltag neu zu gestalten und sich an die Situation anzupassen. Es ist nicht so leicht, sich einzugewöhnen, aber wenn man weiss, worauf man sich einlässt, kann man besser damit umgehen. Abgesehen davon muss natürlich jeder seine eigenen Erfahrungen machen und ich weiss auch, dass viele Leute meine Ansichten nicht teilen.
Also, diese Bewertung / Beschreibung ist ohne Gewähr, wollte nur eben meine Erfahrungen zusammenfassen und mitteilen. Jetzt, wo meine Ferien dem Ende zugehen (nur noch 2 einhalb Wochen), bereite ich mich auf den Neuanfang in Valdivia vor und das geht natürlich nicht ohne die Vergangenheit zu verarbeiten. Nach dem Semester sind wir ja blitzartig nach Kolumbien verschwunden und haben einfach alles hinter uns gelassen. Und hier in Viña waren wir einfach viel zu beschäftigt, unsere Ferien zu geniessen und zu entspannen.

Mittwoch, 10. Februar 2010

Die Sommerferien gehen weiter!

Hier sind die Fotos von unserer Zeit in Viña.
Wie gesagt, zuerst waren Freunde von uns aus Rancagua zu Besuch, wir haben den Pool ausgenutzt, waren am Strand (Las Salinas) und haben Party gemacht in Viña.

Die Sommerferien gehen weiter! Hier sind die Fotos von unserer Zeit in Viña.
Wie gesagt, zuerst waren Freunde von uns aus Rancagua zu Besuch, wir haben den Pool ausgenutzt, waren am Strand (Las Salinas) und haben Party gemacht in Viña.
Die Eltern von Marco waren da, wir haben zusammen Wohnungen gesucht und uns nebenbei noch Playa Ancha und einen Teil von Viña angeschaut. Ausserdem waren wir all you can eat essen, da gab es Sushi, Shrimps, chinesisches Essen, Fleisch, Pfannkuchen und leckeren chilenischen Nachtisch (Jalea, Mousse, Pie de limón, brazo de reina, Wassermelone usw.)
Dann hatten Marco und ich ein paar Tage ohne Besuch, aber seine Grosseltern haben Besuch bekommen von einer Familie, bei denen sie Paten des Sohnes sind. So waren wir zusammen einkaufen, haben zusammen gegessen, abends zusammen gesessen und Weisswein aus einer ausgehöhlten Honigmelone getrunken. Das ideale Sommer-Getränke, neben anderen chilenischen Spezialitäten wie dem obligatorischen Pisco Sour oder dem erfrischenden "Mote con huesillo", Pfirsich-Saft mit aufgeweichten Körnern und eingelegtem Pfirsich.
Wir waren viel im Pool, haben Früchte gegessen und waren in Viña. Ausserdem war ich bei einem Vorstellungsgespräch, was nach mehr als einer Stunde erfolglosem Warten auf den nächsten Tag verschoben wurde. Da hab ich meine Geduld verloren und bin nicht hingegangen. Wenn man schon so behandelt wird und nicht respektiert wird. Die glauben, sie könnten alles mit mir machen und meine Zeit verschwenden. Ne, da mach ich nicht mit. Haben sie Pech gehabt. Dann halt nicht.
Am Donnerstag, den 4. Februar hab ich mit Oma telefoniert. Sie hat ihren Geburtstag mit der ganzen Familie gefeiert, alle waren versammelt und haben selbstgemachte Berliner gegessen. Hach, wie gerne wäre ich dabei gewesen. Omas Berliner sind die Besten!!! Hoffentlich haben sie schön gefeiert, ohne mich....
Am selben Tag ist unser Freund Joel, den wir in Valdivia kennengelernt haben, angekommen, um ein paar Tage mit uns zu verbringen und Viña kennenzulernen, bevor er wieder zurück nach Oregon fliegt. Also waren wir erstmal ausgiebig im Pool baden.

Danach haben wir eingekauft und einen gigantischen anderthalb-Kilo-Spiess gemacht. Und als Vorspeise die obligatorischen Choripanes.

Joel hat den Pisco Sour gemixt, hausgemacht schmeckt der viel besser als aus dem Supermarkt. Pisco Sour besteht aus Pisco, dem chilenischen Traubenschnaps, Zitronensaft, Zucker und ein bisschen Triple Sec. Damit hatten wir dann einen gemütlichen Abend draussen im Garten. War schön, sich wieder zu sehen, mit ihm haben wir immer Spass, wir haben immer was zu erzählen und zu lachen. In Valdivia haben wir uns so oft getroffen und zusammen getrunken und Party gemacht. Schade, dass er jetzt weg ist. Wir hatten ein paar tolle Tage zusammen, waren in Reñaca (Vorort von Viña) am Strand, abends in der Strandbar mit Modeshow und Live-DJ.


Haben die besten Empanadas gegessen und zwei Mädels kennengelernt, mit denen wir weitergezogen sind.


Am nächsten Tag haben wir Fruchtsalat gefrühstückt und sind dann losgezogen, um Valparaiso kennenzulernen.

Haben alle Sehenswürdigkeiten angeschaut, sind mit dem Aufzug aus dem Jahr 1953 auf einen Berg hochgefahren, waren am Hafen, im Banken- und Verwaltungsviertel, sind durch die Hauptstrasse gelaufen, haben uns einen Riesen-Sandwich für uns drei gekauft und ihn auf dem Platz von Valparaiso gegessen. Da war viel los, es gab eine Trommelgruppen, die mit ihren Rhythmen die Menge aufgeheizt hat. Es waren viele Leute unterwegs, es gab kleine Stände und einen mini-Vergnügungspark für Kinder. Wir hatten unseren selbstgemixten Drink mit und sassen gemütlich da und haben uns das Treiben angeschaut. In der Kirche gegenüber wurde gerade geheiratet, wir haben das Hochzeitspaar und die Gäste gesehen, die fotografiert wurden, es kamen Oldtimer vorbei und jede Menge Micros (die Busse hier, wo 25 Leute reinpassen). Danach sind wir weitergezogen zum "Reloj de flores" (Blumenuhr), haben das obligatorische Touristen-Foto gemacht als Beweis, dass wir wirklich in Viña waren und sind dann ins Café Journal gegangen. Das ist die bekannteste Kneipe hier, wo immer was los ist.

Da haben die Jungs Kunstmann-Pitcher getrunken (das beste Bier in Chile, aus Valdivia) und ich "Menta", das ist ein süsser Minz-Schnaps, so wie der GET31 aus Frankreich. Mit dem Geschmack erinner ich mich immer an meine gemeinsame Zeit mit Mara in Plouguerneau 2006, der Arbeitsaufenthalt, da hab ich das immer getrunken. Nach Café Journal war der Tag zuende, wir waren ziemlich müde und sind heim gefahren. Am nächsten Tag waren wir am Strand von Concon, da wars super. Die Wellen waren klasse, wir waren viel im Wasser und haben den Strandtag voll ausgenutzt. Haben unseren Obstsalat gegessen und Ball gespielt. Abends waren wir in Viña essen und dann noch was trinken in einer Bar. Also noch ein wunderschöner Tag. Am nächsten Morgen war ich allein unterwegs und hab die Jungs später getroffen, um über den Artesania-Markt zu schlendern. Danach waren wir noch in Caleta Portales Fisch essen, Joel hat kurz gebadet und wir sind an der Küste entlang in der Abendsonne nach Valparaiso gelaufen.

Da haben wir eingekauft, um abends den weltbesten Strawberry Daiquiri zu machen. Gestern ist Joel dann nach Santiago gefahren, von wo aus er heute nach Hause fliegt. Marco und ich bleiben noch bis Samstag hier in Viña und gehen dann nach Rancagua. Unsere Wohnung in Valdivia können wir ab dem 1. März beziehen. Also werden wir die letzten zwei Wochen unserer Ferien voraussichtlich in Rancagua verbringen.

Mittwoch, 3. Februar 2010

Karibik-Fotos
Hier sind die Fotos von unserem Karibik-Trip.

Dienstag, 2. Februar 2010

Hello again!
Leider komme ich in letzter Zeit nicht so oft zum bloggen und deswegen sieht es hier ein bisschen leer aus. Tut mir leid! Ich bin leider viel zu beschäftigt damit, meine Ferien zu geniessen und den ganzen Tag im Pool zu verbringen. Bin richtig schön braun gebrannt und der Sommer ist toll hier in Villa Alemana.
Am 22. Januar sind wir ja aus Kolumbien wieder gekommen, dann waren wir 4 Tage in Rancagua bei der Familie und haben da am Pool und im Garten entspannt. Ausserdem haben sie sich eine Wii angeschafft und so sind die Kinder (inklusive Marco) den ganzen Tag am spielen. Wie immer ist es in Rancagua sehr entspannend und harmonisch. Es ist so eine nette Familie, da kann man sich nur wohlfühlen. Es ist immer gute Stimmung und alle haben sich lieb.
Am Sonntag, den 24. sind wir nach Villa Alemana gefahren, das ist eine Kleinstadt, die etwa 30 min von Viña del Mar und Valparaiso entfernt ist. Viña ist der In-Ferienort für die Touristen, viele Argentinier und Brasilianer verbringen da den Sommer, teilweise sind das sehr schicke Hotels und Diskos, die sich da befinden. Und Valparaiso ist der Haupthafen von Chile. Da kommen die ganzen Hamburg-Süd-Container an. Hier haben wir Besuch bekommen von Freunden von Marco, haben den Pool ausgenutzt, waren am Strand und haben die Stadt kennengelernt und das Nachtleben selbstverständlich auch. Hach, hatten wir viel Spass.

Dann kamen die Eltern von Marco, um eine Wohnung für Thomas zu suchen. Er fängt im März an, hier Architektur zu studieren. Also drei Tage Wohnungsbesichtigungen und Viña besichtigen.
Und zwischendurch jede Menge Asados (Grillen).
Also, traumhafte Ferien verbringen wir hier. Und das beste ist: Sie dauern noch einen Monat!