Montag, 18. Juli 2011

Ausflug zu den Thermen

 Gestern morgen sind Anke und ich um 6 :20 Uhr in die Micro (Minibus)  eingestiegen, die uns zu den Thermen von Liquiñe bringen sollte. Es war natürlich dunkel und kalt, aber wir haben uns gut eingepackt mit Decken, Mützen, Jacken und dicken Socken. Tee und Kekse waren unser Frühstück. Der erste Höhepunkt war unser Zwischenstopp bei einem Ofen an der Autobahn, wo "Tortillas de rescoldo", in Asche gebackenes Brot verkauft wird. Dort haben wir zugeschaut, wie das Feuer vorbereitet wird, uns am Ofen gewärmt und auf unser frisches Brot gewartet, während es hell wurde. Dann ging es weiter, durch den Regen, durch die südchilenische Landschaft, immer in Richtung Anden. Hier ein paar Eindrücke von der Fahrt: 

Wie es so üblich ist, muss auch ein irgendetwas schief gehen und so ist unserem Bus nach 5 Stunden die Achse gebrochen. Die Strassen sind auf dem Land in keinem besonders guten Zustand, es sind Kieswege mit tiefen Löchern, ohne Begrenzung oder Markierungen. Die Brücken bestehen aus 2 Holzplanken, eine für jede Seite der Räder. Und nach unten gehts in die Wildnis. Man sieht Wasserfälle, Wildwasserflüsse, viele Schafe, Kühe und vereinzelt auch ein paar Häuser. Da im Moment auch Winter ist und es selbst in Valdivia manchmal 0 Grad hat, haben wir dort in den Anden auch Schnee zu Gesicht bekommen.
Nachdem wir im kaputten Bus 40 Minuten gewartet haben und der Fahrer erfolgreich versucht hat, etwas zu reparieren, hiess es, dass wir abgeholt werden vom 2. Bus und uns dieser wieder zurück nach Valdivia bringt. Darauf hatten Anke und ich natürlich gar keine Lust, wir waren inzwischen durchgefroren (Heizung gibt es in der Micro nicht) und wollten einfach nur ins heisse Wasser. Und weiteren 5 Stunden in der kalten Micro konnten wir auch nichts abgewinnen. Selbstverständlich gibt es dort auf dem Land wo wir uns befanden, weder Handynetz, noch Zivilisation noch öffentlichen Nahverkehr. So haben wir uns entschieden, den Rest zu laufen, es fehlten nur noch 5 Kilometer. Uns war alles egal und wir haben uns auf den Weg gemacht. Ein Stück weit konnten wir trampen und sind so nur noch die letzten 500 meter gelaufen. Da hatte es dann schon angefangen, richtig zu schneien. Wir kamen aber glücklich an, sahen den Wasserdampf, der aus den heissen Thermen herausstieg, haben schnell den Eintritt bezahlt und ausgezogen und uns in dieses herrlich warme Wasser begeben. Fotos gibt es leider nicht, weil alles voll mit Dampf war. Die Entspannung war perfekt, wir haben herumgeplanscht, die Wärme (ein sehr geschätztes Gut) genossen und uns die Hände aufweichen lassen, bis sie ganz voller Falten waren.
Es war recht voll mit Leuten, die sich in den nahegelegenen Cabañas einnisten, das Wochenende dort verbringen, grillen und baden. Es gab auch eine Sauna und Badewannen, wo man ein bisschen einsamer war. Wir haben ein paar kleine Mädels kennengelernt, für die wir DIE Attraktion waren und die uns tausend Fragen gestellt haben. Deutsch wollten sie auch von uns lernen. Auf jeden Fall waren sie lustig und süss, so dass wir mit ihnen gespielt haben und der Tag schnell vorbeigegangen ist. Um 18 Uhr wurden wir wieder abgeholt, mussten uns aber leider auf dem Boden zwischen den Taschen einrichten, da es keine freien Plätze gab. Wir waren aber froh, überhaupt bei den Thermen gewesen zu sein und wieder sicher nach Valdivia zu kommen. Auch wenn es in dem Schneetreiben und mit seltsamen Motorgeräuschen zwischendurch zweifelhaft war. Die Leute sind ganz aufgeregt gewesen, da die meisten noch nie in ihrem Leben Schnee gesehen hatten und sind fast durchgedreht, haben Fotos gemacht, gefilmt und nicht aufgehört, zu rufen "Está nevando, está nevando" ("Es schneit, es schneit"). So ging der Tag zu Ende, wir kamen gut zuhause an und sind todmüde, aber sehr entspannt und richtig sauber ins Bett gefallen. Es fühlt sich gut an, am nächsten Tag richtig fit und erholt aufzustehen und so haben wir die Energie genutzt, die Wohnung in Ordnung zu bringen, ich habe Brennholz geholt und später wieder meinen berühmten und beliebten Zitronenkuchen gemacht. Also ein entspannter Sonntag. Tut gut, endlich mal wieder herausgekommen zu sein aus Valdivia, etwas gesehen und erlebt zu haben und mal wieder eine neue Erfahrung gesammelt zu haben. Morgen ist dann der Abschied von Anke, da sie am Dienstag nach Santiago fährt und am Donnerstag zurück nach Deutschland fliegt. Für sie ist ein Jahr in Chile vorbei. Ich kann mich noch genau daran erinnern, als sie letztes Jahr an meinem Geburtstag ankam und wie wir die erste Zeit hier zusammen verbracht haben. Von da an haben wir öfters etwas zusammen unternommen, uns zum Joggen oder Schwätzen getroffen, Party gemacht oder uns einfach nur so besucht. Nicht zu vergessen unsere sonntäglichen Ausflüge ins Kino, die nun leider Geschichte geworden sind. 

Samstag, 16. Juli 2011

Arbeitswoche im Juli

Endlich mal wieder eine schöne Woche auf der Arbeit. Seit Langem schon habe ich nicht so eine gute Zeit gehabt. So sah die Woche arbeitsmässig aus:
  • Habe ein paar Dinge erledigt, die mir bis dahin unmöglich erschienen: 
    • Soll-Ist-Vergleich der Vertriebssausgaben und Abgleich mit der Buchhaltung. 
    • Informationen gesammelt und aufbereitet zur vergangenen Weihnachtssaison
  • Für Javier Angebote eingeholt (bis jetzt haben wir noch nie zusammengearbeitet, dabei arbeite ich so gerne für Produktion)
  • Interessante internationale Transporttarife angeboten bekommen
  • Den Kanadier glücklich gemacht, so dass er mich in Valdivia besuchen will und mir Rosen mitbringen will
  • In der Produktion der Schokohunde für den Tag des Kindes geholfen, als es dringend war, weil wir den Liefertermin mit unserem Kunden Paris (mit dem ich auch viel in Kontakt war) einhalten mussten und die Gehäuse nicht rechtzeitig angekommen sind
  • Die Lieferzeiten dieser und anderer dringend benötigten Waren verfolgt und die schnellstmögliche Auslieferung verhandelt
  • Auch bei den Eichhörnchen und Nilpferden beim Verpacken geholfen, jede Menge Schleifen gemacht, Aufkleber aufgeklebt und Untersetzer zusammengebaut. 
  • Am Ende endlich ein bisschen Klarheit über die Rechnungen der Kunden bekommen
Und ausserhalb der Arbeit habe ich etwas lang Ersehntes erreicht: Endlich habe ich ein Visum!!! Konnte es diese Woche abholen und habe mich gleich bei der internationalen Polizei gemeldet und meinen Ausweis beantragt. Hach, wie lange hatte ich darauf gewartet! Letzten November habe ich es beantragt und inzwischen schon die Hoffnung verloren, es überhaupt noch zu bekommen. Was für eine Erleichterung!

Andererseits kann ich noch Folgendes erzählen: Die ganze Woche hat es geregnet, sogar geschüttet, wie aus Kübeln. Die Häfen sind schon seit Tagen gesperrt, deswegen gibt es auch keinen Fisch auf dem Fischmarkt. Den Regen mag ich aber, er ist so beruhigend. Es ist angenehm, beim Plätschern des Regens einzuschlafen oder durch die graugeregnete Landschaft zu fahren. Und beim Arbeiten, als wir alle in einer Linie zusammengearbeitet haben, um die Hunde fertigzustellen, wo wir mit den Chefs (die das vierfache von mir und das Zehnfache der normalen Angestellten verdienen) nebeneinander am Tisch standen, valdivianisches Radio gehört haben und den Regen auf das Dach trommeln hörten, hatte ich wieder so einen einmaligen, unvergesslichen Moment. Dieses Moment, wo man nur an das Hier und Jetzt denkt, glücklich ist und die Zeit stehen zu bleiben scheint und alle Probleme verschwinden. Der Tag und auch dieser Moment gingen dann aber genauso schnell vorbei wie alle anderen und am nächsten Tag war alles wieder halbwegs normal und Alltag eben. Was aber auch noch die Regel des Alltags unterbrochen hat, ist unser (Marco und meiner) spontaner Ausflug in die Mall am Donnerstag. Sind kanadisches Jogurteis (Yogen Früz) essen gegangen, welches aus gefrorenen Früchten und Jogurtmasse hergestellt wird mit einer Wundermaschine. Ansonsten haben wir die üblichen verdächtigen Läden angeschaut (CasaIdeas, PreUnic und Unimarc) und uns ein paar unnötige Luxusgüter gekauft: Geruchstütchen für das Schlafzimmer, speziellen Kaffee fürs Büro (den, den es dort gibt, mögen wir nicht), meine geliebten Hafer-Kakao-Kekse und meine spezielle Marmelade aus Waldfrüchten. Alles Dinge, die den Alltag ein bisschen lebenswerter machen. Im Büro ist die Stimmung aber auch wirklich sehr gut, wir hatten Besuch vom kleinen Borja (6 Monate alt, der Sohn meiner Chefin) und Javier erzählt uns immer von seiner kleinen Tochter Zoe (2 Monate) und was sie so anstellt. Inzwischen ist er wieder gut drauf, teilweise war er extrem angespannt, launisch und schlecht drauf und das färbt immer ab auf das Arbeitsklima bei uns. Aber wie gesagt, im Moment ist alles in Ordnung und hoffentlich geht es so schön weiter.
PS: Mañana will be a great day! Termas de Liquiñe con Anke en la micro!

Montag, 11. Juli 2011

Juli 2011 in Valdivia

Es gibt nicht besonders viel zu erzählen, hier läuft das Leben so vor sich hin. Mir gehts soweit gut, unter der Woche geht es um die Arbeit, die Zeit geht immer schnell rum und plötzlich ist schon Feierabend. Abends entspanne ich, am besten beim Schwimmen. Am Wochenende sind wir tagsüber zuhause, sitzen am Feuer, ich mache die Wäsche, letztes Wochenende habe ich wieder Lasagne gemacht und dann noch Leche Asada, einen typisch chilenischen Nachtisch. Am Mittwoch konnte ich ein bisschen früher nach Hause von der Arbeit, da ich einen Scheck auf der Bank tauschen musste und dann nicht nochmal extra aufs Land hinaus fahren sollte. Die paar freien Stunden habe ich sehr genossen. Habe Tageslicht gesehen! Und Frischluft geatmet! Zuhause habe ich mein Lieblingsessen gekocht, Reis mit Paprikagemüse. Einfach, schnell und lecker. Dann habe ich Marco ein bisschen Gesellschaft geleistet, er hat unten im Laden bedient. Haben unseren gemeinsamen Nachmittag genossen.
Hier noch ein Foto von letztem Wochenende, wir Mädels haben den Geburtstag von Chris, einer Brasilianerin gefeiert, in der Última Frontera. Dani und ich haben zusammen chilenischen Wein getrunken. Ansonsten waren Mädchengespräche, viel Gekichere und internationale Bekanntschaften angesagt. Ein schöner Abend und eine eiskalte valdivianische Nacht.
Gestern Abend haben wir 4 Mädels uns wieder getroffen, diesmal bei Dani zuhause und haben dort die Fortsetzung veranstaltet. Wieder mal ein lustiger Abend, es ist spät geworden und dummerweise hatte ich meinen Schlüssel vergessen, so dass ich über das Dach zuhause einsteigen mussten. Dat war mal ein Abenteuer.. Aber ich habe es überlebt und den Sonntag wie üblich mit ausschlafen, herrlichem Millonenfrühstück, am Ofen sitzen und skypen verbracht. So weit, so gut. Eine neue Woche beginnt. Auf dass sie genauso gut oder noch besser wird.