Sonntag, 27. Februar 2011

Sonntag, 27. Februar

So, die Woche ist vorbei. Die letzten Tage habe ich auf der Arbeit viel getan, mein Chef war nicht da und da musste ich viele Aufgaben übernehmen, Entscheidungen treffen und Dinge geregelt bekommen. So bin ich noch länger geblieben. Das mache ich sonst nicht, weil 1. Überstunden nicht bezahlt werden und 2. es sehr schwierig ist, nach Hause zu kommen, weil der Transportservice dann ja schon weg ist und die öffentlichen Busse, die etwa jede halbe Stunde fahren, nicht anhalten. Der Buchhalter ist auch noch länger geblieben, er kommt mit dem eigenen Auto und konnte mich so mitnehmen. Als wir gerade los wollten und schon im Auto sassen, kam die Polizei. In der Fabrik haben sie zwei Mädels, die Nachtschicht hatten, in die Haare bekommen und konnten sich nicht beruhigen. Eigentlich sollten sie festgenommen werden, aber dann haben sind sie doch wieder runtergekommen und wurden getrennt nach Hause gebracht. Was für ein Drama! So etwas ist noch nie passiert, dass Arbeiterinnen handgreiflich werden. Am Montag wird es bestimmt viel Tratsch darüber geben...

Am Samstag war ich einkaufen, im Lider, einem grossen Supermarkt mit guter Auswahl. Was für eine Freude! Habe jede Menge Sachen besorgt, die wir für unsere herzhafte Torte benötigen. Marco hatte so Lust, dieses schwedische Gericht "Smörgåstårta" zu machen und so haben wir die Füllungen zusammengemischt- mit Surimi, Tunfisch, Shrimps und Palmherzen und dann die Torte zusammengebaut. Wie man sieht, ist sie gut geworden.
Gestern war die "Noche Valdiviana" mit Feuerwerk, welches wir von zuhause vom Dach aus angeschaut haben. Zuhause haben wir Tacos gemacht mit einer Freundin zusammen und dann Pisco getrunken. Wie so häufig...
Der Morgen ging dann doch relativ früh los: um 10 bin ich schon aufgestanden, habe die Reste des Abends beseitigt, wir haben gefrühstückt mit leckeren Fruchtsmoothies und seitdem nahm der Sonntag so seinen Lauf. Mal schauen, was noch kommt!
Heute ist übrigens der erste Jahrestag des Erdbebens, 27. Februar. Im Fernsehen wird viel darüber geredet und es werden alle Erinnerungen wieder hochbeschworen. Ich finde das nicht so toll, wieder die dramatischen Umstände von damals wieder zu zeigen, das bringt doch uns und Chile nicht weiter!

Freitag, 25. Februar 2011

dia de trabajo

Heute war ein guter Tag auf der Arbeit. Endlich habe ich meinen PC wieder zurück - auch wenn meine Arbeit des ganzen Monats verschwunden ist, konnte meine Dateien ordnen und einen digitalen Neuanfang schaffen. Mein Chef ist in Santiago in Kundenverhandlungen und ich kann ihn gut unterstützen und ihm die notwendigen Informationen geben. Und es ist gut gelaufen, wir sind zu einem exzellenten Ergebnis gekommen.
Auf der anderen Seite habe ich Kontakt gehabt mit einem wichtigen Grosskunden (Paris, eine Kaufhauskette mit aussergewöhnlichen Wachstumszahlen), da der Einkäufer deutsch ist. So konnten wir uns gut verstehen und vorankommen mit dem gesamten Osterverkauf (ca. 50.000 Euro). Ich musste mich um Sachen kümmern, von denen ich vorher keine Ahnung hatte, aber jetzt habe ich den Durchblick und habe alles super hingekriegt. Aber morgen wartet eine weitere Herausforderung auf mich. Wenn es heisst: "nein, das geht jetzt nicht, weil das nur die Person kann, die gerade in Urlaub ist. Du musst eine Woche warten", dann greife ich an und tue alles dafür, es trotzdem hinzukriegen. Hoffentlich klappt das morgen auch. Mit Ausdauer und den richtigen Kontakten kriegt man so ziemlich alles hin.
Mit meiner "Krankenversicherung" und der Rentenversicherung, was hier unglaublich bürokratisch, undurchschaubar und nervenraubend ist, bin ich einen Schritt weitergekommen, was mich sehr erleichert. Deutschland ist wirklich ein Paradies, jede mögliche Information ist im Internet, alles ist verständlich und irgendjemand kann einem immer weiterhelfen. Hier sind Dinge, die in Deutschland selbstverständlich sind, ein riesiges Problem, wo die Lösung weit weg im Dunklen liegt. Umso besser geht es einem, wenn man durch solche Schwierigkeiten durch ist.
Und ein netter Schwatz mit meinen Kolleginnen bringt natürlich auch gute Laune. Wir sind 3 Mädels (im Moment) im gleichen Alter. Ausserdem sitzt in unserem Büro Emelina, sie ist etwa 45, mein Chef Roberto, 43, und Javier, der Produktionsleiter, 30.

Donnerstag, 24. Februar 2011

Back to work

Seit Anfang Februar bin ich nun wieder am arbeiten. Die letzte "Ferien"woche Ende Januar habe ich mit diversen Behördengängen und organisatorischer Arbeit verbracht. Und am 1. Februar gings dann los, zwar am gleichen Ort, im gleichen Unternehmen, aber doch mit anderen Umständen. Nun bin ich keine Praktikantin mehr und darf mich offiziell "asistente de ventas" nennen. Was sich sonst noch alles geändert hat: Habe einen neuen Chef, meine ehemalige Chefin ist im Mutterschutz. Es gibt eine neue Praktikantin, mit der ich viel zusammen arbeite. Da meine Aufgaben nicht wirklich definiert sind, habe ich in letzter Zeit so einiges gemacht. Im Bereich Design ausgeholfen, bei allgemeinen und strategischen Anliegen mitgeredet, neue Produkte geschaffen, Prototypen erstellt, Produktmuster versandt und sonstiges, was eben so anfällt. Anfangs hatte ich einige Schwierigkeiten, da "mein" PC, den ich benutzt hatte, kaputt gegangen ist und meine Daten alle verloren waren. Auch der USB-Stick, wo meine Sicherheitskopie war, ist mysteriöserweise verschwunden. Um den PC zu reparieren, bin ich häufig, sehr häufig, zum "Servicio técnico" gegangen, was bedeutet, dass ich den halben Vormittag in Valdivia verbringe und dann auf eigene Faust nach draussen aufs Land zur Fabrik fahren. Auch viele Nachmittage, nach dem Arbeit, musste ich dort vorbeischauen. Inzwischen, seit heute, ist der PC endlich wieder geschäftstüchtig. Und bald definieren wir hoffentlich, was genau meine Verantwortlichkeiten, Aufgaben und Ziele - und die der Verkaufsabteilung- sein. Das würde mir helfen, Sinn zu stiften und meinen Platz und meine Funktion zu füllen. Das heisst, es geht voran auf der Arbeit. Langsam, aber sicher. 
Die Wochenenden haben gut verbracht: Mit Besuch aus Santiago, einem tollen Nachmittag am Strand und schönem Ferienfeeling. Disko und Tanzen gehört natürlich auch dazu. 
Letztes WE waren Marco und ich auf einer Feria de Artesania, hier auf der Isla Teja. An einem schönen Samstagmorgen sind wir hinspaziert, haben uns alles angeschaut und dann ein leckeres gegrilltes Lamm gegessen- nagut, nur einen Teil davon. Den Hund, Maximo, hatten wir auch dabei und sind dann noch mit ihm an den Fluss gegangen, wo er gebadet und gespielt hat. Ein herrlicher Ausflug also, bei dem ich auch ein bisschen braun geworden bin. Sonst bin ich ja kaum draussen, obwohl das Wetter meistens noch schön ist, nur ziemlich kalt in der Nacht. Teilweise haben wir auch über 30°, das ist wirklich heiss. Und da es hier kein Schwimmbad gibt (ok, das Hallenbad hat wieder offen) und die Strände nicht zum Baden geeignet sind, bleibt mir nur der Fluss als letzte Rettung. Da habe ich öfters Abkühlung gefunden, in den erfrischenden Fluten des Calle-Calle. Nach dem Arbeit, am Wochenende, es gibt nichts besseres. 
Am Sonntag haben Marco und ich eine Torte gebacken, mit den diversen frischen Früchte, die hier gerade aktuell sind. Köstlich ist sie geworden, das war mein Nachtisch die letzten 3 Tage. Und jeden Tag ist sie besser!
Was gibt es sonst noch zu erzählen? Das übliche Auf und Ab eben, ganz normaler Arbeitsalltag. Ich schau fast jeden Abend "Desperate Housewives", eine schöne Entspannung. Aber ein bisschen süchtig macht es schon... Naja, so hab ich ein bisschen Zeit für mich und vergesse den Stress des Alltags. Auch wenn die Arbeit nicht wirklich anstrengend ist - diesen Monat hatte ich noch keine wirkliche geistige Herausforderung - ist es eine psychische Belastung und es kommt immer darauf an, wie der Tag läuft, wie die Stimmung ist; davon hängt mein Stresspegel mehr ab. Eher von den psychosozialen Spannungen als von der Arbeitsbelastung. Wie auch immer, ich lerne viel, aus jeder Erfahrung versuche ich, das Beste herauszuholen. Manchmal klappts, manchmal nicht. 
Euch viel Glück und alles Liebe, was auch immer ihr tut!

Donnerstag, 17. Februar 2011

Urlaub - Teil 2

Der zweite Teil unseres Urlaubs spielt sich im Süden Chiles ab. Vom Norden aus sind wir über Santiago - inklusive einem ausgiebigen Mittagsbuffett bei Gatsby´s im Flughafen - nach Valdivia geflogen. Dort wurden wir von einer aussergewöhnlichen Hitzewelle empfangen. Marco hatte frische kühle Wassermelone vorbereitet, die uns gerettet hat. Die Wassermelonen sind hier (wie auch anderes Obst und Gemüse) etwa doppelt so gross wie in Deutschland. Die Tage in Valdivia waren entspannt, da wir keinen vorgegeben Rhythmus hatten und nicht jeden Morgen zu einer Tour abgeholt wurden. So ging unser chilenisches deluxe-Frühstück mit Himbeersmoothie etwa um 11 Uhr los. Danach sind wir zu unseren Ausflügen gestartet: Isla Mancera, eine kleine Insel mit 4 Häusern in der Pazifikmündung des Calle-Calle-Flusses, wo wir herumgestrochelt sind, einen Algenfischer beobachtet haben und an einer windgeschützten Bucht am Strand zwischen den Muscheln sassen. Auch Niebla haben wir besucht mit der typischen Folklore-Feria, jugendlichen Cueca-Tänzern (ganz toll haben sie es gemacht, auch die live-Musik, besser als so manche Erwachsene), wie viel Spass die kleinen an den Traditionen haben ist doch faszinierend. An einem anderen Tag waren wir im Zentrum, auf dem Fischmarkt und shoppen in der Mall :-) Endlich neue Klamotten!
Auch mein Unternehmen, die Schokoladenfabrik Entrelagos, haben wir besucht. Mich hat es gefreut, wieder zurück zu sein und so warm willkommen gehiessen zu werden. Alle wollten wissen, wie es mir ergangen ist in den 2 Wochen, wo wir uns nicht gesehen haben und wie gut meiner Mutter Chile gefällt. Die Fabrik an sich ist schon sehr interessant zu sehen, alle Prozesse, die sich dort abspielen, bis ein Produkt fertig zur Auslieferung ist. Zum Nach-Deutschland-Skypen mussten wir uns dann verabschieden und haben den Rest des Nachmittags in einem Internetcafé verbracht. Auch in der Skybar des Casinos waren wir einmal, um Pisco-Cocktails zu trinken und die Aussicht über Valdivia - auch aus der Toilette heraus - zu geniessen.
Für einen Tag sind wir nach Chaihuin gefahren, einem tollen, naturbelassenen Ort ausserhalb von Valdivia. Wir haben eine abenteuerliche Tour gemacht mit einem lokalen Führer, zu dem 2.000 Jahre alten Alerce-Baum. Auf dem Weg dorthin haben wir die verschiedenen einheimischen Pflanzen mit ihren Besonderheiten kennengelernt, dem Vogelgezwitscher gelauscht und die Eidechsen beobachtet. Von dort gings weiter bis zum Höhepunkt: Playa Colún mit den Zwillingslagunen. Da mussten wir durch ein Stück Wald fahren, wo wir mit dem Geländewagen steckengeblieben sind. Etwa 1 Stunde haben wir gebraucht, um aus der Matsche herauszukommen. Der Aufwand und die Durchhaltekraft haben sich aber gelohnt: Mitten in der Natur ein verlassener, kilometer, leerer Strand, mit der Brandung, dem Winden, den kleinen Krebsen und nicht zu vergessen, den Tabanos, nervige Insekten, die ständig um einen herum fligen. Auf ein paar Dünen mussten wir hinaufklettern und auf der anderen Seite herunterrollen, um zu einer traumhaften Lagune zu kommen. Der Sprung hinein war ein einziger, unvergleichlicher Genuss, ein einmaliger, unvergesslicher Moment. Verbunden mit der Natur, es gibt nicht ausser den Wald, das Wasser, den Himmel und uns...
Leider musste dieser Tag auch vorbei gehen und wir hatten noch einen beschwerlichen Heimweg vor uns. Es sollte noch schlimmer kommen, als wir es uns vorgestellt haben. In demselben Loch, wo wir schon auf dem Hinweg hineingefahren sind, sind wir dieses Mal erneut stecken geblieben. Diesmal war ein Herausmanövrieren auch nach stundenlangen Versuchen nicht möglich, so dass wir es aufgegeben haben und uns auf den Rückweg gemacht haben. 15 km von der nächsten Behausung entfernt. Es wurde langsam dunkel und kalt, wir waren müde und hungrig. Und uns stand eine 15 km-Wanderung bevor. Besonders gut war die Stimmung nicht, aber was blieb uns anderes übrig... Etwa drei Stunden sind wir gelaufen.. Bis wir "abgeholt" wurden von den Parkwächtern, die uns suchen gegangen sind, weil wir so lange gebraucht haben. Unser geplantes Abendessen ist uns entgangen und wir hatten Glück, dass wir noch ein privat-Taxi organisiert bekommen haben, sonst wären wir nicht zurück nach Valdivia gekommen und hätten die Nacht in Chaihuin verbringen mussten. Für den nächsten Tag hatten wir allerdings ein Hostal in Puerto Varas reserviert. Erschöpft nach so viel Abenteuer sind wir um 1 Uhr morgens wohlbehalten in Valdivia angekommen und haben erstmal ausgeschlafen, bevor wir nachmittags dann wirklich losgefahren sind, weiter in den Süden, nach Puerto Varas, in die Stadt, wo Marco und ich uns kennengelernt haben. Dorthin zurückzukommen ist immer ein wenig nostalgisch für mich, so viele Erinnerungen und eine so wegweisende Zeit, die ich dort verbracht habe. Maps und ich waren für anderthalb Tage dort, haben eine Artesanía-Feria besucht, waren bei den Wasserfällen "Saltos del Petrohué", haben die Insel "Margarita" im See "Todos los Santos" besucht und Maps hat im Llanquihue-See gebadet. Unser Abendessen war sehr lecker, ich habe Picorocos mit Krebs-Crepe gegessen und Maps typischen chilenischen Lachs. Der Wein schmeckte dann noch doppelt so gut.
Auch nach Chiloé sind wir gefahren, das ist die grösste Insel von Chile, die vor Puerto Montt liegt. Eigentlich wollten wir die Pinguin-Kolonie besuchen, aber das Wetter war so schlecht, das es nicht möglich war. So sind wir nur durch das Städtchen Ancud gelaufen und haben uns dann wieder auf den Heimweg gemacht. Das einzig Lohnenswerte waren die Delfine, die man von der Fähre aus sehen konnten. Naja, wir waren in Chiloé, das können wir jetzt behaupten. Die Rückfahrt nach Valdivia durch die Landschaft des südlichen Chiles hat 6 Stunden gedauert, durch die grüne-graue (vom Regen) Natur. In Valdivia konnten wir noch die Schokoladenmesse besuchen und wurden zum Abendessen bei Gabys und Cotas Eltern eingeladen. So konnten wir noch einen "Familienabend" verbringen, mit vielen Erzählungen und guter Stimmung. Am Montag, den 17.1. ging es dann los nach Santiago. Im Flugzeug habe ich noch eine alte Studienkollegin getroffen und wir konnten die Zeit mit Unterhaltung und Erfahrungsaustausch (sie als Chilenin in Deutschland und ich als Deutsche in Chile) nutzen. Die Tage in Santiago haben Maps und ich mit Sightseeing zu Fuss und zum Shoppen genutzt. Wir haben alles wichtige gesehen, Gebäude, Stadtteile, Märkte, Hügel. Schön wars!
Insgesamt ein unvergesslicher, eindrucksvoller Urlaub mit tollen Erlebnissen und einer schönen Mutter-Tochter-Zeit!

Hier gibts übrigens alle Fotos!