Sonntag, 14. März 2010

Die letzten paar Tage

so, jetzt komme ich endlich mal wieder dazu, hier was reinzuschreiben und von allem zu erzählen, was in den letzten Tagen so passiert ist.
In Rancagua haben wir die Tage seit dem Erdbeben mit Warten und Aufräumen verbracht. Ich bin auch noch krank geworden und bin 2 Tage nur im Bett gelegen mit einer Thermoskanne Tee neben mir und Büchern von Paul Coelho. Marco hat sich gut um mich gekümmert und mir Essen, Sandwich und Wasser gebracht. Und zwischendrin hat er noch die Gartenmauer wieder aufgebaut. Und nebenher hat er versucht, Bustickets zu bekommen nach Valdivia. Alle Fahrten wurden erstmal annulliert. Nach ein paar Tagen fuhren dann einige wenige Busse. Wir haben dann noch einen abgekriegt und sind dann am Freitag mittag losgefahren. Die Fahrt war ruhig und angenehm. Hatten "cama", sowas wie erste Klasse gekauft und hatten jede Menge Platz. Ich hab gelesen und mir die Landschaft angeschaut. Aber die Zeit ist sooooo langsam vorbei gegangen. Und ich hab mich auch noch schlecht gefühlt. Naja, nach 11 Stunden waren wir dann abends um 12 in Valdivia. Die Strassen waren in erstaunlich gutem Zustand, ein paar Mal wurden wir umgeleitet und es gab einige Staus, aber keiner länger als 5 km. Teilweise hat man schon krasse Risse im Asfalt gesehen und an einer Stelle war die Fahrbahn 10 m abgesackt. Da war einfach nichts mehr! Ausserdem haben wir diese Brücke gesehen, die ständig in den Nachrichten kommt, weil sie das Ausmass der Verwüstung zeigt. Ausserdem haben wir gesehen:
-eine abgebrannte Fabrik
-umgekippte und ausgelaufene Fässer mit Farbe drin
-ein Warenlager mit einem Chaos aus umgekippten Getränkekisten
-ein Lager, wo aus den Fugen und dem zerstörten Dach ein gelbes Pulver (Schwefel??) rausgelaufen ist
(siehe Fotos auf Picasa)

Schon beeindruckend, das mit den eigenen Augen zu sehen und generell so in unmittelbarer Nähe einer Katastrophe zu sein. Das hat mich auf jeden Fall geprägt und daran werde ich mich den Rest meines Lebens erinnern. Man weiss nie, ob es einen am nächsten Tag nicht selbst trifft. Man kann sich nie sicher sein, was der nächste Tag oder die nächste Nacht bringt.

Naja, wir sind in Valdivia gut angekommen und konnten uns erstmal bei Ricardo & Ana Luisa, den Eltern von Gaby und Constanza einnisten. Da haben wir ausgeschlafen und haben am nächsten Tag (Samstag) die Wohnung angeschaut, die wir reserviert hatten. Das war aber eine komplette Verarschung. Eine Baustelle. Kein Boden, die Wände nicht verputzt und natürlich keine Möbel. Auf jeden Fall unbewohnbar. Da mussten wir nochmal von vorne anfangen und eine Wohnung suchen. Haben alle Nummern vom schwarzen Brett angerufen und haben so noch in der Stadt gesucht und gefragt. Die allermeisten Wohnungen sind schon vermietet, wir kamen ja relativ spät. Haben 3 zur Auswahl gehabt, die alle das gleiche kosten und uns dann für eine entschieden. Da konnten wir am Montag einziehen. Haben uns ein bisschen eingerichtet und uns dann mit Bine getroffen. Sie ist aus Santiago angekommen, um hier auch CALA zu Ende zu studieren. Wir kennen uns also schon aus Münster-Zeiten. Den Abend haben wir wir zusammen bei Ricardo & Ana Luisa verbracht, bei Knoblauchbrot und guter Unterhaltung.
Am Dienstag waren wir uns erstmal im Supermarkt mit Nahrungsmitteln eindecken.
Marco hat gekocht und Bine und ich haben den Nachmittag zusammen verbracht, sind durch die Uni gelaufen, durch den botanischen Garten, ich hab ihr viel vom Leben und der Uni hier erzählt und sie hat mir viel vom Leben in Münster erzählt und ich bin ganz nostalgisch geworden. So viele gute Erinnerungen... Das war so eine tolle Zeit! Und Bine bringt mir das wieder ganz nahe. Hach, es gibt so viele Sachen an Deutschland, die ich hier vermisse. Nur bin ich mir dessen nicht bewusst, bis Bine wieder gewisse Details erwähnt, die das Leben in Deutschland so wertvoll machen. Wobei es hier auch wunderschön ist. Ich geniesse es total und Valdivia ist so wunderschön, vor allem bei dem Wetter.


Trotz allem, was passiert ist, bin ich froh, hier in Chile zu sein und geniesse es. Ich weiss, dass ich hier eine Phase zu Ende bringen muss und da werde aus der Zeit hier das Beste herausholen. Ich bin mir bewusst, dass nicht jeder die Chance hat, ein fremdes Land kennenzulernen und die Gelegenheit hat, so viel zu lernen und so viele interessante Erfahrungen zu machen, wie ich es gerade tue. Bin immer dankbar dafür, hier sein zu können und alle diese Tage geschenkt zu bekommen.

1 Kommentar:

La-Bine hat gesagt…

Hola Betti!

Die Fotos von der Reise sind toll und irgendwie auch erschreckend. Ich hab die Brücke auch nur im Fernsehen gesehen und ihr seid direkt dran vorbeigefahren....

Wir sehn uns nachher!

Liebe Grüße!